Gute Nachrichten mit Nachbesserungsbedarf: Neustarthilfe Berlin & Pilotprojekt „Testing“
Stellungnahme der BMC zu den Pressemitteilungen des Landes Berlin „Soforthilfe 2021“ (04.03.2021) und „Perspektive Kultur: Berliner Pilotprojekt Testing“ (11.03.2021).
Ein Ende der Corona-Krise ist nicht absehbar. Dies bedroht in wachsendem Maße die Kultur- und Kreativwirtschaft Berlins und damit entscheidende wirtschaftliche und kulturelle Zukunftspotentiale der deutschen Hauptstadt. Ein Öffnungsszenario ist mit den steigenden Inzidenzwerten wieder in die Ferne gerückt und noch immer kommen nicht bei allen Unternehmen und Akteur:innen staatliche Fördermaßnahmen an.
Am 04. März gab der Berliner Senat in einer Pressemitteilung das Konzept für ein 500 Millionen schweres Förderprogramm bekannt, welches in Kürze dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin vorgelegt werden soll. Die Berlin Music Commission begrüßt, dass der Senat damit den Forderungen nachkommt, die der Vorstandsvorsitzende Olaf Kretschmar am 03. März in den Hauptausschuss getragen hat:
1. Ein landeseigenes Restart-Programm für die Berliner Musikwirtschaft,
2. Ausfallversicherungen als Grundlage für eine vorausschauende Eventplanung
sowie
3. die gezielte Förderung von Konferenzformaten und Leuchtturmprojekten,um den Austausch innerhalb der Branche und damit den Neustart zu befördern und Berlin wieder als Impulsgeber im europäischen Rahmen positionieren zu können.
Mit einigen Nachbesserungen könnte das Programm das richtige Instrument sein, um Berlins Musikwirtschaft durch die Pandemie zu helfen und zugleich zukunftsfähiger aufzustellen: So sollte das Programm „Berlin Invest“, welches sich bislang an Gastronomie, Tourismus und Einzelhandel richtet, dringend für Unternehmen der Musik- und Kreativwirtschaft zugänglich gemacht werden.
Olaf Kretschmar: „Nicht auf die Fördermaßnahmen des Bundes zu warten, sondern jetzt zu investieren und damit gezielt die Infrastruktur und die Entwicklung des Standorts zu fördern, ist genau das richtige Zeichen. Wir sollten die Maßnahmen am Besten jetzt bereits auf die Zukunftsfelder und Transformationsprozesse der Musik- und Kreativbranche ausrichten. Jetzt können wir die Weichen dafür stellen, wo Berlin in 5 Jahren steht. Also machen wir das doch gleich richtig!”
Berlin ist mehr als jede andere deutsche Metropole von der Kreativwirtschaft geprägt und zugleich auch von ihr abhängig. Das Cluster IKT, Medien- und Kreativwirtschaft generiert über 16 % der Umsätze der Berliner Wirtschaft und ist mit 332.000 Erwerbstätigen (Stand 2019) ein maßgeblicher Arbeitsmarktfaktor der Hauptstadt. Darüber hinaus gibt es vielfältige multiplikatorische Effekte, u.a. für den Hauptstadt-Tourismus, die Gastronomie und die Anziehung von Fachkräften und Kreativen. Der Standort ist damit viel mehr als andere Metropolen von einer prosperierenden Kreativwirtschaft abhängig.
Olaf Kretschmar weiter: “Es gibt bereits Anzeichen für eine Beeinträchtigung des Standortes, weil etwa Unternehmen der Musikbranche handlungsunfähig werden, irreversibel Infrastrukturen wegbrechen oder weil sich viele Menschen beruflich von der Musik abwenden und in vermeintlich pandemiesichere Branchen abwandern. Ein Abklingen der kreativen Energie der Stadt würde sich wie Mehltau auf Zuzüge und Unternehmensansiedelungen legen und drastisch den Hauptstadttourismus und damit private und öffentliche Einnahmen drosseln.”
Um das kreative Potential der Stadt wiederzubeleben ist auch das Pilotprojekt „Testing“ ein wichtiger Ansatzpunkt.
Die Senatsverwaltung für Kultur hat darüber hinaus am 11. März bekannt gegeben, in den kommenden Wochen in einem Pilotprojekt die Einbindung von Schnelltestverfahren in den Ablauf von Veranstaltungen zu erproben. Auch diese Initiative begrüßt die Berlin Music Commission und setzt sich dafür ein, dass im Rahmen eines breit aufgesetzten Bewerbungsverfahrens einer möglichst großen Vielfalt unterschiedlicher Veranstaltungsformate – vom Handballspiel bis zur Galaveranstaltung – die Möglichkeit gegeben wird, sich für eine Teilnahmen an diesem wichtigen Projekt zu bewerben, um Erfahrungen mit unterschiedlichen Formaten zu generieren. Zusätzlich empfiehlt die BMC, Testverfahren unterschiedlicher Anbieter sowie eine Anbindung an unterschiedliche digitale Tracking- und Tracing-Systeme zu erproben, um auch hier unterschiedliche Erfahrungen vergleichen und für unterschiedliche Einsatzprofile optimieren zu können.
Die Berlin Music Commission bietet den Dialog mit der Landespolitik an, um ihre langjährige und vielfältige Expertise in die Erarbeitung einer geeigneten Förder- und Öffnungsstrategie für den Musikstandort einbringen zu können.