nxtB:now: Rassismus in der Musikbranche
Rassismus ist auch in Deutschland ein strukturelles Problem und unsere Branche ist leider ein Teil dieses Systems und reproduziert dieses tagtäglich. Spätestens seit der “Black Lives Matter”-Bewegung ist das vielen bewusst geworden. Leider ändert daran auch ein schwarzes Viereck auf Social Media (#blackouttuesday) nichts grundlegendes. Für eine wirkliche Veränderung müssen vielmehr die Wirkungsmechanismen von Rassismus in der Branche erkannt und diesen entgegengearbeitet werden. Die Aufgabe liegt dabei bei jeder und jedem Einzelnen selbst, sich weiterzubilden und die eigene Position zu reflektieren (hier findet ihr eine hilfreiche Liste mit Links, Ressourcen und Organisationen). Darüber hinaus möchten wir als Netzwerk gern einen Raum schaffen, um gemeinsam Lösungen zu finden und voneinander zu lernen.
Das Ziel dieses nxtB:nows war es, für das Thema “Rassismus in der Musikbranche” sensibilisieren und einen Grundstein für zukünftige Diskurse zu legen. Kuratiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Achan Malonda (MALONDA), die zunächst eine Einführung in das Thema gab und damit verbundene Grundbegriffe, wie “Tokenism”, “Intersektionalität”, “Othering” und “Colorism” erläuterte. Gemeinsam mit den Gästen Nadia Says (Your Mom’s Agency), Pamela Owusu-Brenyah (AFRO x POP), sowie Sarah Farina und Dr. Kerstin Meißner (beide Transmission) wurde daraufhin Rassismus in der Musikwirtschaft aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.
Pamela Owusu-Brenyah gab einen Einblick in ihre Erfahrungen als Festivalorganisatorin und Musikberaterin bei einem Major-Label und legte Ansätze für eine diverser Musiklandschaft vor und hinter der Bühne dar, wie z.B. eine Klausel gegen Rassismus im Arbeitsvertrag, Diversity-Schulungen und eine diversere Musikförderung. Sarah Farina und Kerstin Meißner sensibilisierten dafür, sich kritisch mit der eigenen Machtposition und dem Weißsein auseinanderzusetzen sowie Musik in ihrem politischen und historischen Kontext zu begreifen. Fast alle populären Musikgenres sind als Antwort auf soziale und politische Missstände in Schwarzen Communities entstanden und die Tanzfläche war schon immer ein wichtige Orte für marginalisierte Menschen. Es ist daher wichtig, diese Räume zu schützen und ein Bewusstsein für die musikalischen Ursprünge und das strukturelle white-washing in dieser Musik zu entwickeln. Nadia Says betonte die Notwendigkeit, Rassismus intersektional zu denken und stellte Best-Practices eines diversen Teams dar. Zudem gab sie wichtige Handlungsanleitungen dafür, wie man sich Diversity nicht nur performativ auf die Fahne schreibt, sondern ernsthaft umsetzen kann. Sie wies auf die Wichtigkeit der Sprache hin und verwies auf die rassistischen Bedeutungen von Genrebezeichnungen wie z.B. “World Music”, “Gypsy-Jazz” und “Urban” auf. In einem anschließenden Brainstorming wurde überlegt, wie die Berlin Music Commission und Unternehmen der Musikwirtschaft tun können, um sich ihrer Verantwortung zu Stellen und an Veränderungsprozesse anzustoßen.
Wir danken Achan Malonda, Kerstin Meißner, Nadia Says, Sarah Farina und Pamela Owusu-Brenyah für ihren inspirierenden Input und allen Teilnehmer*innen für den Austausch.
Hier könnt ihr euch die Einführung von Achan und Nadias Input zum Thema Diversity anhören:
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